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Filmvorführung: "Die Alsterdorfer Passion"

21 Jan 2019

Einladung zur Vorführung des Films „Die Alsterdorfer Passion“

am 21.01.2019 um 20 Uhr im Kommunalen Kino Freiburg,

Urachstraße 40, 79102 Freiburg, 0761-4598000 
 

 

 

„Die Alsterdorfer Passion“

Die Alsterdorfer Anstalten 1945-1979

ein Film von 

Bertram Rotermund und Rudolf Simon.

 

 

 

Ausgehend von den Euthanasie-Verbrechen im Nationalsozialismus – mehr als 600 behinderte Bewohner wurden willfährig von den Verantwortlichen in die Tötungsanstalten der Nazis deportiert – zeichnet der Film die Geschichte der Alsterdorfer Anstalten bis in die 80iger Jahre nach.

Sie wird erzählt über die Berichte aus dieser Zeit von noch lebenden ehemaligen Bewohnern und Mitarbeitern. Photos, Dokumente und historische Filmaufnahmen lassen die Atmosphäre und den Geist der damaligen Zeit im Film wieder sichtbar werden.

Auch nach Kriegsende änderte sich für die Bewohner der Alsterdorfer Anstalten lange Zeit wenig. Zwar mussten die leitenden Personen gehen - zur Rechenschaft gezogen und bestraft wurde keiner von ihnen.

 

Aber das gesamte Personal (95% der Mitarbeiter waren ehemalige Partei-genossen, Mitglieder der SA oder anderer Gliederungen der Partei) blieb und mit ihnen die Massenquartiere, kollektive Hygieneverrichtungen, Aufhebung jeglicher Intimsphäre, dazu auch Formen direkter Gewalt wie Essenentzug, Schläge, Strafe-stehen, Strafliegen, Fixierungen, Zwangskleidung und Einsperren.

 

Erst als Ende der 1970er Jahre jüngere Mitarbeiter und Zivildienstleistende die menschenunwürdigen Zustände anprangerten und damit in die Öffentlichkeit gingen, setzte allmählich ein Paradigmenwechsel ein.

Es entstanden neue Konzepte in der Behindertenhilfe. Im Zentrum steht nun der Mensch mit Behinderung, der mit weitest gehender Selbstständigkeit sein Leben mit professioneller Unterstützung planen und entwickeln soll.

Heute ist Alsterdorf ein diakonisches Dienstleistungsunternehmen mit zahlreichen Angeboten für Behinderte und Nichtbehinderte. Auf dem Gelände der ehemaligen Alsterdorfer Anstalten befindet sich heute ein offenes Stadtteilzentrum.

 

 

Filmkritik von Ilse Eichenbrenner, Zeitschrift „Soziale Psychiatrie“

 

„Ich finde bereits die Wahl des Titels »Alsterdorfer Passion« überaus klug und angemessen. Der einstündige Film ist lehrreich, bedrückend und beglückend, sofern dieses Wort in Zusammenhang mit einem derart düsteren Kapitel der deutschen Psychiatriegeschichte überhaupt erlaubt ist. (…) 
Es geht in diesem Film vor allem um die Jahre 1945 bis 1975 und um die kaum fassbare Leidensgeschichte der Anstaltsbewohner. Deren Martyrium ist auch im Rückblick nur schwer auszuhalten. Männer und Frauen schildern, wie sie über Monate und Jahre hinweg festgebunden, eingesperrt und gequält wurden. (…) Nur wenige Mitarbeiter haben 1975 Veränderungen gefordert; sie scheiterten zunächst und fanden dann immer mehr Mitstreiter. 
Wie erfreulich, dass ein ZEIT- Artikel »Die Gesellschaft der harten Herzen« im Jahr 1979 den Umschwung brachte.“    
 

Nach der Vorführung findet ein moderiertes Filmgespräch mit Bertram Rotermund statt. Er war bis 1998 Mitglied der Medienwerkstatt Freiburg und lebt und arbeitet seitdem in Hamburg.

 

 

Weitere Informationen zum Film auf: www.rotermundfilm.de